Feedback ist eine wertvolle Ressource, die uns dabei unterstützt, uns weiterzuentwickeln & unsere Fähigkeiten zu verbessern. In einem Radiologie-Team ist konstruktives Feedback sogar unerlässlich. Es ermöglicht es uns, unsere Stärken zu stärken & an unseren Schwächen zu arbeiten. Wenn dich interessiert, wie auch du annahmefähig & wertschätzend Kritik üben kannst, dann lies hier mehr.
Christine Schäfer, Kommunikationsexpertin, Autorin und Gründerin des KOMMUNIKATIONSbuffet gibt nach ihrem letzten Artikel „Ruhe bewahren, Sicherheit ausstrahlen“ weitere Geheimnisse der Kommunikation und der Zusammenarbeit preis.
Im Kritisieren sind wir echte Weltmeister. Nichts entgeht einem wirklichen Profi. Das geschulte Auge entdeckt jeden noch so kleinen Fehler & der innere Monk zwingt einen dazu, dieses Wissen sofort mit dem Dilettanten zu teilen. Doch geht das auch annahmefähig? So, dass sich unser Einsatz zum Wohle aller auch erst einmal für die Beteiligten lohnt? Heute schauen wir uns 9 Tipps zu diesem spannenden Thema an: Feedback geben – aber richtig. Doch vorher:
Feedback ist mehr als nur eine Meinungsäußerung. Es kann ein wertvolles Werkzeug sein, um Verhaltensweisen, Leistungen & Resultate zu evaluieren. Durch Feedback erhalten wir eine andere Perspektive, die uns dabei hilft unsere eigenen blinden Flecken zu erkennen & uns durch dieses mehr an Informationen weiterzuentwickeln. Doch gilt es ein paar grundlegende Regeln einzuhalten damit unser Feedback auch gehört & im besten Fall auch angenommen wird. Denn keiner, wirklich keiner mag es wenn er darauf hingewiesen wird, dass er etwas falsch gemacht hat. Also ich kenne zumindest niemanden. Noch nicht mal ich finde es toll, wenn man mich einfach so auf meine Fehler aufmerksam macht. Mit den Jahren habe ich jedoch gelernt, dass es genau diese Situationen sind, neben meinem eigenen Scheitern, in denen ich wertvolle Informationen erhalten kann. Wie etwas NICHT geht & im besten Fall zusätzlich WIE ES BESSER geht. Ich nehme eine innere Haltung der Gelassenheit an & denke mir: Bestenfalls kann ich etwas lernen & zukünftig besser machen. Im schlechtesten Fall erfahre ich einfach mehr über mein Gegenüber & darüber, wie es mit kritischen Situationen umgeht.
(Watzlawick)
Es ist schon etwas her, da postete ich einen Artikel 9 Tipps, um Kritik souverän umzugehen (Wenn das dir helfen könnte, dann lies ihn hier). Vor kurzem wurde ich aber gebeten, ebenfalls 9 Tipps zu geben, wie man bestenfalls Kritik üben kann. Diesem Wunsch komme ich sehr gerne nach, denn dies war eine berechtigte, konstruktive & überfällige Kritik an mich 🤩 Danke an dieser Stelle an Laurent!
Dies stellt für mich & nach meiner Erfahrung die Basis für den weiteren Dialog & den Effekt meiner Rückmeldung dar. Ich bitte mein Gegenüber um die Erlaubnis ihm eine Rückmeldung geben zu dürfen. Hierdurch gebe ich ihm die Chance, in eine innere Bereitschaft zu kommen & sich zu wappnen. Könnte ja schlimm werden, was ich zu sagen habe, oder?! Bitte ich vorab um Erlaubnis, kann mein Gegenüber mitbestimmen, ob & wann er mehr von mir erfahren wird. Die Chancen steigen durch meine Geste, dass das, was ich sagen werde, auch gehört & angenommen wird.
Mal ehrlich: Vor welchem Publikum willst du kritisiert werden? Vor keinem! Deshalb bietet es der Respekt, dass Feedback-Gespräche unter vier Augen stattfinden. Wer vor Publikum, also öffentlich, kritisiert wird, der schottet sich ab. Der ringt um Fassung & versucht sich mit allen Mitteln zu verteidigen. Dieses Feedback-Gespräch hat kaum eine Chance zu einer Verbesserung der Situation, des Prozesses oder der Beziehung zu führen. Bleibt ihr jedoch unter euch, steigen die Chancen, dass das Gespräch ruhig & wertschätzend bleibt. Vor allem, wenn du auch die anderen acht Tipps beherzigst.
Das ist ein kritischer Punkt. Denn wie nah oder fern darf der Moment liegen, in dem ich jemandem eine Rückmeldung zu etwas gebe? Der Lerneffekt ist höher, je näher dran ich mit meinem Feedback an der Situation bin, um die es mir geht. Doch manchmal erkenne ich erst nach einer gewissen Zeit, dass ein Prozess sich aus XY entwickelt hat. Deshalb ist hier dein Fingerspitzengefühl gefragt. Ein eindeutiger Tipp hierzu ist jedenfalls: Warte nicht zu lange! Denn dein innerer Monk wird, hat er etwas entdeckt, keine Ruhe geben, dich auf XY aufmerksam zu machen. Es wird dir zunehmend schwerfallen sachlich zu bleiben. Deshalb wäge weise ab, wann der beste Zeitpunkt ist & beherzige dabei eindeutig Tipp 2!
Wer jemanden persönlich angreift, wie dumm er ist, dass er XY immer falsch macht, der sollte sich die Luft für diese Attacke am besten sparen. Es ist völlig überflüssig eine andere Person dermaßen abzuwerten. Niemand geht von diesem Schlachtfeld als Sieger. Noch nicht mal als zweiter Gewinner. Beherzigst du jedoch, dass du Prozesse in den Mittelpunkt stellst, gestehst du deinem Gegenüber zu, dass er lernfähig ist & den Prozess mithilfe deiner Kritik zukünftig besser steuern kann. Bleibe hart in der Sache & bewerte wenn, dann nur den Prozess – losgelöst von der Person. Du willst schließlich, dass ein Prozess zukünftig besser abläuft, oder? Willst du, dass die Person sich ändert, dann geht es hier nicht um Kritik, sondern um Beziehungsarbeit. Das ist etwas anders …
Vielleicht hast du dich bei Tipp 4 gefragt, wie genau das gehen soll. Die Auflösung kommt hier: Beschreibe, mit welchen Sinnen du welchen Prozess wahrgenommen hast. Wie eine Sache auf dich gewirkt hat. Vermeide dabei jegliche Bewertung (gut, schlecht, zu viel, zu wenig, überflüssig etc.). Ein Klassiker als Beispiel? Als ich am morgen den MR-Untersuchungsraum betrat, sah ich, dass Spulen und Lagerungshilfsmittel nicht am dafür vorgesehenen Ort lagen. Ich öffnete einige Fächer und guckte, ob die Verbrauchsmaterialien nachgefüllt waren. Das war nicht der Fall. Wie es weiter gehen könnte? Dazu später …
Spreche darüber, was DU siehst, denkst, fühlst. Nicht MAN & nicht andere. Es ist DIR wichtig, dass etwas angesprochen wird. Deshalb wähle in deiner Sprache Ich-Botschaften wie beispielsweise „Als ICH nach in den Untersuchungsraum kam, sah ICH …“ Es klingt in diesem Beispiel etwas schräg, aber um dabei zu bleiben, vermeide MAN: „Wenn MAN in den Untersuchungsraum kommt, sollte MAN sehen …“. Dadurch, dass du von dir & deinen Wahrnehmungen sprichst, kann dein Gegenüber eher deine Worte annehmen. MAN ist unpersönlich & diese nicht genannte Person kann man auch einfach ausblenden & vergessen, oder?!
Es wird sicherlich einen Grund geben warum es wichtig ist, den Zustand des Regals anzusprechen. Teile diesen sachlich mit deinem Gegenüber. Ein echter Profi-Tipp an dieser Stelle ist es, du wünschst dir die erhoffte Veränderung von deinem Gegenüber. „Wenn ich mir etwas wünschen dürfte, dann, dass du das Regal aufräumst, bevor du nach Hause gehst.“ Das klingt freundlich & normalerweise werden einem Wünsche selten generell abgeschlagen. Außerdem hilft diese Form der Formulierung als Vorbereitung für Tipp 8.
Wenn du konstruktiv Kritik üben willst, dann sollte deine Kritik auf eine Verbesserung abzielen die für alle erlebbar ist. Geht es nur um dich & deinen Vorteil, dann hält sich die Lernbereitschaft vielleicht in Grenzen. Doch schaffst du es einen Nutzen für möglichst viele zu verdeutlichen, steigert das die Einsicht im Prozess nachzubessern. Wie also profitiert auch dein Gegenüber von einer Veränderung? “… dass du das Regal einräumst und die Verbrauchsmaterialien nachfüllst. So können wir sichergehen dass noch alles da ist und haben am nächsten Tag keine bösen Überraschungen.“
Eine absolute Superkraft ist es, wenn wir einander loben & laut wertschätzen! Lob & Anerkennung schafft eine gute & stabile Basis für mögliche Kritik in der Zukunft. Gewünschtes Verhalten kann somit motivierend verstärkt werden. Erhalten wir viel Anerkennung für unsere Bemühungen, erkennen wir an, dass ein berechtigter Verbesserungsvorschlag uns auf das nächst höhere Level bringen kann. Wer hingegen immer nur getadelt wird, dem fehlt schlichtweg die Lust auch nur Kleinigkeiten zu optimieren. Warum auch? Es wird doch eh nur gemeckert. Mein Wunsch an dich: Lobe & schätze den Wert dessen laut, was andere in deinen Augen gut machen. Beherzige die 5:1 Formel, die besagt: 5 Mal loben zu 1 Mal tadeln.
Beherzigen wir diese einfachen Regeln, erhöhen wir die Chance, dass unser Feedback als Chance für persönliches Wachstum & eine bessere Zusammenarbeit angenommen wird. Die Kunst liegt also darin, es als wertvolle Ressource zu betrachten & es wertschätzend, konstruktiv und ehrlich zu nutzen. Indem wir uns aktiv mit Feedback auseinandersetzen, können wir uns kontinuierlich verbessern & unser Potenzial besser ausschöpfen. Als Teil eines ständigen Lernprozesses ist Feedback ein wertvolles Instrument, das uns hilft, in allen Bereichen unseres Lebens zu gedeihen. Wie du jedoch damit umgehst, wenn dich jemand kritisiert, dann lies HIER den entsprechenden Artikel.
Autorin Christine Schäfer
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