Einleitung
Adipositas ist nicht nur eine Herausforderung im Alltag, sondern auch ein Thema, das die Radiologie vor besondere Aufgaben stellt. MRT-Untersuchungen bei adipösen Patienten erfordern oft maßgeschneiderte Lösungen, die sowohl die Bildqualität als auch den Komfort und die Sicherheit der Patienten verbessern. Von speziellen Tischen bis hin zu individuell angepassten Spulen – es braucht innovative Ansätze und kreative Ideen, um hier optimale Ergebnisse zu erzielen. Dieser Artikel zeigt die Herausforderungen auf und bietet praktische Lösungen, die die MRT-Erfahrung für adipöse Patienten spürbar verbessern können.
(Bild: GUSTOIMAGES/Photo Researchers, Inc., publiziert in IRP NIH)
Herausforderungen
Die Herausforderungen bei der Durchführung einer MRT-Untersuchung bei adipösen Patienten sind vielfältig. Ein zentrales Problem besteht darin, dass MRT-Tische in der Regel weniger belastbar sind als herkömmliche Röntgengeräte. Dies bedeutet, dass adipöse Patienten oft spezielle MRT-Tische mit einer höheren Tragfähigkeit benötigen. Besonders kritisch ist hierbei die Hydraulik, die für das Hoch- und Herunterfahren des Tisches verantwortlich ist, da diese oft weniger belastbar ist als die eigentliche Gantry.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Lagerung des Patienten, die im MRT von großer Bedeutung ist, da sie sowohl die Bildqualität als auch den Komfort des Patienten beeinflusst. Bei adipösen Patienten kann die optimale Lagerung jedoch eine besondere Herausforderung darstellen. Außerdem besteht bei direktem Hautkontakt – sei es zwischen Haut und Haut oder zwischen Haut und dem Magnetfeld – ein erhöhtes Risiko für Hitzeentwicklung, was adipöse Patienten anfälliger für Verbrennungen macht.
MR Safety Pads schützen vor RF Verbrennungen (Bild: Pearl Technology AG)
Die beengte Umgebung der MRT-Röhre kann bei adipösen Patienten häufig Klaustrophobie auslösen. Zudem erfordern sie oft spezielle Spulen, die an ihre Körpergröße und ihr Gewicht angepasst sind. Die Verwendung ungeeigneter Spulen kann zu einer schlechteren Bildqualität führen. Auch die MRT-Protokolle müssen für adipöse Patienten entsprechend angepasst werden, um sowohl eine optimale Bildqualität als auch den Komfort während der Untersuchung sicherzustellen.
Sicherheit spielt bei der Untersuchung adipöser Patienten eine besonders wichtige Rolle. Es müssen entsprechende Vorkehrungen getroffen werden, um Stürze, Verbrennungen und andere Verletzungen zu vermeiden. Abschließend ist die Dokumentation aller Aspekte der MRT-Untersuchung bei adipösen Patienten von entscheidender Bedeutung, um sowohl die Sicherheit als auch die Qualität der Versorgung gewährleisten zu können.
Lösungsansätze
Ein wichtiger Schritt ist die Verwendung von MRT-Tischen mit einer hohen Tragfähigkeit, die mindestens 250 kg für alle Bauteile aushalten können. Darüber hinaus sollte die Entwicklung patientenfreundlicher Lagerungshilfen gefördert werden, um sowohl den Komfort als auch die Bildqualität zu verbessern.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Überwachung der spezifischen Absorptionsrate (SAR) und von B1+ rms, um das Risiko von Überhitzung zu minimieren. Eine Erhöhung der Lüftungsleistung sowie der Einsatz von Sicherheitspads können dabei helfen, Verbrennungen zu vermeiden.
Der Einsatz von sogenannten "Wide-bore" MRT-Geräten, die eine Gantry-Öffnung von mindestens 70 cm haben, wird ebenfalls empfohlen. Obwohl offene Systeme für Patienten mit Platzangst vorteilhaft sein könnten, bieten sie aufgrund der eingeschränkten Bildqualität nur bedingt eine Alternative.
Die Entwicklung spezieller Spulen, die auf die Bedürfnisse adipöser Patienten zugeschnitten sind, ist ebenfalls ein wichtiger Lösungsansatz. Zudem sollten die MRT-Protokolle entsprechend angepasst werden, wobei besonderes Augenmerk auf das Signal-Rausch-Verhältnis und die SAR gelegt werden muss. Dies könnte jedoch dazu führen, dass die Scanzeit verlängert wird, um eine optimale Bildqualität sicherzustellen.
Um die MRT-Untersuchungen bei adipösen Patienten zu optimieren, gibt es verschiedene Empfehlungen. Zunächst sollten separate MRT-Protokolle entwickelt werden, die speziell auf adipöse Patienten und alternative Spulen-Kombinationen zugeschnitten sind. Die Verwendung von Deep-Learning-Algorithmen kann dabei helfen, die Bildqualität weiter zu verbessern. Darüber hinaus ist es wichtig, das Personal im Umgang mit adipösen Patienten umfassend zu schulen, wobei der Fokus nicht nur auf die Patientenversorgung, sondern auch auf den Selbstschutz des Personals gelegt werden sollte. Rückenschonendes Arbeiten und betriebliches Gesundheitsmanagement sind hier von besonderer Bedeutung. Eine sorgfältige Dokumentation aller Aspekte der MRT-Untersuchung ist ebenfalls essenziell, um sich bei potenziellen rechtlichen Problemen abzusichern.
Wenn bei sogenannten Fat-Sat-Sequenzen die Bildqualität aufgrund der erhöhten Fettmasse beeinträchtigt ist, besteht eine mögliche Lösung besteht in der Verwendung spezieller MRT-Techniken wie der STIR-Sequenz (Short Tau Inversion Recovery) oder der DIXON-Sequenz. Auch eine Optimierung der Kontrastverhältnisse durch die Anpassung der MRT-Protokolle kann dazu Wunder wirken.
Fazit
Adipositas stellt die Radiologie vor besondere Herausforderungen. Durch die Beachtung der genannten Punkte und die Umsetzung der vorgeschlagenen Lösungen können die Untersuchungsergebnisse bei adipösen Patienten optimiert, die Risiken minimiert und die Sicherheit und Qualität der Versorgung gewährleistet werden.
Copyright: Martin Methlow
15.04.2023